Futtermittelallergien
Futtermittelallergien
Futtermittelallergien
Zusammenfassung eines Vortrags von Dr. med. vet. Esther Rothenanger (Vet Affairs Manager Hill’s / Provet AG), “Futtermittelallergien”
Bei Futterunverträglichkeit unterscheidet man immunologische und nicht-immunologische Ursachen. Erstere zeichnet sich aus durch Bildung von Immunoglobulin E (IgE) beim Verfüttern gewisser Nahrung. Nichtimmunologische Futterunverträglichkeit tritt auf, wenn toxische Stoffe im Futter sind oder Stoffe, die den Metabolismus des Tieres stören. Weitere Gründe sind pharmakologische Wirkstoffe im Futter oder eine Überempfindlichkeit gegenüber gewisser Futterbestandteile (z.B. Weizen). Meistens sind jedoch Eiweisse (Proteine) die direkte Ursache einer Futterallergie.
Der Nachweis einer Futtermittelallergie via Labortest ist leider nicht möglich. Es funktioniert nur eine Ausschlussdiät, d.h. bestimmte Inhaltsstoffe werden während 4-6 (u.U. 8-10) Wochen angeboten und die Reaktion des Tieres wird festgestellt. Sind die problematischen Stoffe erst mal identifiziert, soll der Katze nur noch Futter angeboten werden, welches diese Stoffe nicht enthält (à la carte Menus oder hypoallergenes Diätfutter (z.B. z/d und sog. nichtallergene Hydrolysate, bei welchen die Eiweissebestandteile in kleinere Kettenlängen zerhackt und somit leichter verdaulich sind und vom Immunsystem nicht mehr als fremd erkennbar sind).
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die sog. Compliance, d.h. ob das Tier auch die vorgesehene Behandlung erhält. Das bedeutet, dass der Tierhalter motiviert über einen längeren Zeitraum die Fütterungsvorschriften einhält und genau weiss, welche Stoffe dem Tier schaden. Stolpersteine für das erfolgreiche Fütterungsprogramm sind Snacks, Guetzli, Belohnungen, Zusatzstoffe, aromatisierte Medikamente (z.T. mit Laktose), Männer/Nachbarn/Kinder/Grosseltern, die sich durch bettelnde Katzen erweichen lassen und Beschaffungskriminalität (Raub vom Esstisch, Essensreste, Kehrricht etc.).
Statistisch ist es 60% der Tierhalter nicht klar, wieso der Tierarzt spezielle Massnahmen empfohlen hat (also keine Fragen scheuen). 60% halten sich zwar an die Fütterungsvorschriften, mehr als die Hälfte davon gibt aber zusätzlich Leckerli.
Zum hypoallergenen Futter ist anzumerken, dass es sich dabei um unübliche Proteinquellen handelt (wie z.B. früher Lamm und Reis, heute eher Truthahn, Krokodil und Springbock).
Hydrolysate sind Eiweisse, die derart zerkleinert wurden, dass sie der Körper nicht mehr als Eiweisse erkennen kann. Die sonst freiwerdenden Histamine bewirken den Juckreiz. Dabei geht die für den Gewebeaufbau und das Immunsystem wichtige Funktion des Proteins nicht verloren. Speziell ist zu beachten, dass z.B. Jungtiere dennoch einen erhöhten Proteinbedarf haben, auch wenn sich eine futtersensible Katze im Haushalt befindet.
Rindfleisch (33%) Milchprodukte (33%) Fisch (22%)
Lamm (9%)
Weizen (6%)
Huhn (3%)
Auch in den Kohlenhydraten wie Mais oder Reis sind Spuren von Proteinen vorhanden, auf welche das Tier reagieren kann.
Bei den Zusatzstoffen (z.B. Farbstoff E172 Eisenoxid, Konservierungsmittel E320/321 sowie Rosmarin-Extrakt, Vitamin E und Tocopherol) sind keine dokumentierten Fälle bei Tieren bekannt.
Problematisch also v.a. die tierischen Eiweissquellen, also z.B. Schweinefett. Viel besser verträglich ist hochgereinigtes Fischöl.
Bei à-la-carte und hypoallergenem Futter ist darauf zu achten, dass die Diät ausgewogen ist. Der Zeitaufwand, der Preis und die Beschaffung hochqualitativer Rohstoffe sowie die Schmackhaftigkeit des Futters sind weitere Faktoren.
Zusammensetzung eines à-la-cartte Menus (fein püriert) für die Katze:
- 60 g Reis oder Kartoffeln
- 40 g gekochtes Pferdefleisch
- 10 g Pflanzenöl (Rapsöl)
- 1.2 g Di-Kalzium-Phosphat (aus der Apotheke)
- 1.0 g Kochsalz
- 0.5 g Taurin (in Vitaminpaste)
- 1/2 Vitamin-Mineralstofftablette für Menschen
Das Pflanzenöl kompensiert den Mangel an Omega-3 Fettsäuren, der Kalziumzusatz ist wichtig für einen gesunden Knochenbau. Das Taurin sollte nicht mitgekocht werden, sondern nachträglich beigemengt werden. Es kann auch eine grössere Menge des Menus aufs Mal zubereitet, portioniert und tiefgekühlt werden. Püriertes Futter hat allerdings bei Katzen eine tiefe Akzeptanz.
Kostenvergleich pro Tag in Franken:
Hydrolysat z/d Nassfutter (2 kg): 1.39
à la carte: 5-10
Diättrockenfutter d/d (2 kg): 1.33
Normales Trockenfutter: 0.74
Sheba: 4.60
Die Hydrolysate und Diättrockenfutter (Hill’s) sind also gar nicht mal so teuer.
Tierärzte würden im Anschluss an eine erfolgreich durchgeführte Diät doch noch gerne wissen, was jetzt die allergenen Stoffe sind. Dazu müsste man der Katze wieder verschiedene Futterkomponenten geben (alle 7-10 Tage ein neues Allergen zur Eliminationsdiät, insgesamt 10-12 verschiedene über mehrere Monate), die ihr möglicherweise nicht gut tun. Deshalb ist es verständlich, dass Katze und Mensch gerne auf diesen abschliessenden Schritt verzichten.
Eine weitere Variante von Futtermittelallergie äussert sich in Erbrechen und Magen-/Darmproblemen. Daher ist eine genaue Abklärung essentiell.
Donnerstag, 17. Februar 2011